Perfektionismus und Nachhaltigkeit 

Niemand ist perfekt und das ist auch gut so!

24.01.2022

Wir kennen ihn alle – diesen Perfektionismus. Perfektionismus bei uns selbst, im eigenen Leben und im beruflichen Alltag. Dabei ist Perfektionismus so 90’s, oder?! Erst, wenn ich jedes Buch, jeden Artikel oder jegliches Wissen zu einem Thema aufgesaugt habe, darf ich damit in die Öffentlichkeit gehen und mein Wissen preisgeben. Erst dann darf ich mich Expertin oder Experte nennen (das so genannte Impostor-Syndrom – stay tuned für einen entsprechenden Artikel). Doch ist das wirklich realistisch, etwas bis zur Perfektion zu beherrschen? Und macht es uns nicht auch unnahbar und manchmal vielleicht sogar unsympathisch? 


Perfektionismus im Arbeitsleben

In den letzten Jahrzehnten war es in der Arbeitswelt wichtig, Fachexpertise zu besitzen. Ganze Karrierewege basieren darauf, dass erst dann befördert wird, wenn eine Fachkarriere auf dem höchstmöglichen Punkt ist. Dann gibt es die Wahl: eine Führungsaufgabe, denn nur dann, so das häufig verbreitete Narrativ, kannst du in deinem Unternehmen noch weiter hoch kommen oder eben eine bei den Unternehmen nicht allzu beliebte Stabsstelle. 


Doch leben wir nicht gerade in den letzten zwei Jahren in einer Welt, wo es immer mehr darauf ankommt ganze Systeme im Blick zu haben? Wir brauchen Menschen, die verstehen, wo die Entwicklungen hin gehen, Visionen haben und diese in unsere Arbeitswelt, aber auch in die Gesellschaft hineinzutragen. Dabei hilft es uns natürlich, ein gewisses Fachwissen zu besitzen. Davon gehe ich selbstverständlich aus. Allerdings muss dieses nicht in Perfektion enden. Denn das genügt schon, Menschen zu motivieren, sich zu engagieren. Nachhaltiges Engagement ist hier das Stichwort. 

Tipps für mehr Nachhaltigkeitsbewusstsein

Es liegt nahe, bei sich selbst zu beginnen. Dabei ist es einfach wichtig, sich nicht vom vorherrschenden Perfektionismus leiten zu lassen, sondern einfach anzufangen. Das ist leichter gesagt als getan? Ganz einfache Tipps sind, sich in unternehmensinternen Netzwerken zu engagieren und über Alternativen nachzudenken. Woher kommt der Strom? Wird der Müll im Büro getrennt? Was passiert eigentlich nach der Entsorgung? Woher kommen eigentlich die Kaffeebohnen in der Kaffeemaschine? Welches Toilettenpapier wird verwendet? Muss jede E-Mail ausgedruckt werden? Diese einfachen Ansätze können dazu dienen, Bewusstsein für das Thema zu schaffen und Mitstreiter:innen zu gewinnen.

Nachhaltigkeit im Alltag leicht gemacht

Schön und gut, aber ihr fangt erst einmal lieber bei euch privat an? Nichts leichter als das! Vielleicht lasst ihr bei ein, zwei Gerichten pro Woche das Fleisch weg, geht einmal im Monat in den Unverpackt-Laden um die Ecke oder bei dem netten Café-Besitzer bei euch im Stadtteil oder im Nachbardorf Kaffeebohnen kaufen und eben nicht im Vollsortiment-Supermarkt. Wenn ihr ein Auto habt, dann lasst es doch einmal stehen und nutzt die Straßenbahn oder den Zug (btw: dabei könnt ihr wunderbar entspannen und neue Ideen sammeln). 

Ich empfehle einfache und leicht umsetzbare Punkte aus dem alltäglichen Leben. Nicht zu groß und zu viel wollen, denn dann ist die Umgewöhnung – und gegebenenfalls der Frust – hoch. Und vor allem: versucht euch nicht zu vergleichen! Es gibt immer Menschen, die die Dinge anders machen und vielleicht gerade den Bereich betonen, in dem sie schon ganz gut unterwegs sind. Denkt dran: wir sind alle von diesem Perfektionismus in unserem System geprägt und fühlen uns auch meist nur genau dann sicher, denn dann sind wir vermeintlich nicht angreifbar. 

Niemand ist perfekt – und das ist auch gut so!

Wann haben wir denn schon mit etwas Neuem begonnen und wussten schon alles? Richtig: nie! Erzählt von den kleinen Dingen, erzählt, was ihr verändern wollt und sprecht an, wo ihr nicht perfekt seid. Denn genau das könnte einen anderen Menschen inspirieren sich auf den Weg zu machen. Das Bewusstsein darüber, dass niemand perfekt ist und Dinge klein beginnen, darüber sollten wir uns öfter unterhalten. Und nicht erst, wenn das nachhaltige Leben perfekt erscheint!