Eis im Becher oder in der Waffel?


12.06.2021

Vermutlich ist das die am häufigsten gestellte Frage von Eisverkäufer:innen in der Eisdiele, wenn wir unser geliebtes Eis jetzt im Sommer kaufen gehen – ähnlich wie im Café die Frage: To-Go oder für hier? gestellt wird. 


Jedes Mal überlege ich als Veganerin, welche Variante denn nun die beste für die Umwelt ist. Und so habe ich kürzlich meine Instagram-Community dazu befragt. Es war eindeutig, dass die Community das Eis in der Waffel bevorzugte. Ich denke, das hat mehrere Gründe – dazu aber später mehr.


Nachdem ich gestern mal wieder vor der Frage stand, ob ich nun die Waffel mit tierischen Inhaltsstoffen nehmen sollte oder den Pappbecher mit kompostierbarem Löffel, habe ich beschlossen, dass es an der Zeit ist, der Frage mal etwas auf den Grund zu gehen.


Erstaunlicherweise befassen sich die allermeisten Artikel über das fast schon Grundsatzthema Waffel oder Becher lediglich mit dem Offensichtlichen: Becher produzieren Müll, bieten aber einen ungetrübten Eisgeschmack und fangen das geschmolzene Eis besser auf. Waffeln dagegen produzieren keinen Müll, schmecken aber nicht jederfrau. Nur selten wird dabei differenziert dargestellt, dass Waffeln nicht immer tierfrei sind, sondern oft Magermilchpulver, Milchzucker oder Milcheiweiß (seltener Ei) enthalten.  


Was also tun, wenn die Waffel tierische Inhaltsstoffe enthält und der oftmals von innen beschichtete Pappbecher nur schwer ökologisch abbaubar ist? Da scheint es auch kein Trost, dass Eisdielenbetreiber:innen sich mit dem Verkauf von Bechern und Löffeln am dualen Entsorgungssystem monetär beteiligen müssen, denn die Beschichtungen sind laut mehreren Artikeln nicht wiederverwertbar und müssen somit verbrannt werden. Dem steht das Milchpulver gegenüber, dessen Herstellung gemäß der Zeitschrift für Agrarpolitik und Landwirtschaft einen immensen CO2-Ausstoß produziert (ähnlich hoch wie die Produktion von Butter, die das CO2-lastigste Produkt darstellt). Das Dilemma ist groß!


Was mir bisher gänzlich in allen Artikeln, die ich gelesen habe, fehlt ist die Gesamtbetrachtung der gesamten Wertschöpfungskette bei der Herstellung von Waffeln (genauso der Pappbecher mit den Löffeln):


  • Wie sind die Herstellungsbedingungen (werden die Arbeitenden bspw. entsprechend vergütet?) 
  • Wie werden die Milchkühe gehalten?
  • Wer bekommt wieviel Geld (massenproduzierte Waffeln kosten nur im Centbereich)?
  • Was kostet die tierische Waffel wirklich bezogen auf den Gesamtprozess?


Ich kann und werde hier weder für die Waffel noch für den Becher plädieren. Wofür ich allerdings plädiere, ist, dass verkaufende Eisdielen ihre Wertschöpfungsketten hinterfragen sollten. Woher kommen die eingesetzten Produkte? Bildet der Verkaufspreis überhaupt den gesamten Wertschöpfungsprozess ab? Wenn nicht, warum nicht? Was können wir daran gemeinsam ändern?


Was du und ich beim nächsten Kauf auf jeden Fall hinterfragen können, ist, ob die Waffel vegan ist. Und wenn nicht könnte die Frage, ob es denn geplant sei, diese baldmöglichst anzubieten, einen wichtigen Anreiz setzen. Denn dem Geschmack tut es keinen Abbruch, ob Milchpulver enthalten ist oder nicht. Im Gegenteil: oftmals ist die nicht-tierische Variante sogar knuspriger. Oh, und für die Bechervariante wäre doch ein Mehrwegpfandsystem à la Recup oder Vytal eine gute Alternative, oder? 





Quellen: 


https://www.vegpool.de/magazin/eiswaffeln-vegan.html

https://buel.bmel.de/index.php/buel/article/view/43/Brade-92-1-html

https://www.co2online.de/service/klima-orakel/beitrag/die-klimabilanz-des-coffee-to-go-8788/

https://www.duh.de/aktuell/nachrichten/aktuelle-meldung/waffel-oder-becher-eis-umweltfreundlich-geniessen/

https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.umweltschutz-in-eisdielen-die-gretchenfrage-beim-eisgenuss.2356cfcc-343c-4261-b811-89d7f610fa6f.html

https://www.zeit.de/zeit-magazin/essen-trinken/2020-06/eiscreme-waffel-becher-speiseeis-eisladen